Christoph Rollwagen - artics.de/cr

Christoph Rollwagen

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  • 29. März 2006
    🇹🇷 - eclipse 2006 in der Türkei  (mehr…)

    Im Anschluss an einen vierwöchigen Australien-Urlaub flog ich Ende März 2006 in die Türkei und verbrachte ein paar Tage an der Mittelmeerküste in Side. Überall in der Stadt traf ich auf Leute, die wie auch ich angereist waren, um eine totale Sonnenfinsternis zu sehen. In meinem Hotel traf ich auf einige deutsche Amateurastronomen, die brilliante Himmelsfotos mit im Gepäck hatten.

    Den Finsternistag verbachte ich mit Freunden aus den Niederlanden. Nach einem frühen gemeinsamen Mittagessen beschlossen wir, die Finsternis nicht am Strand sondern auf einem nahegelegenen Hügel zu beobachten. Er erschien ein paar Meter hoch zu sein und bot inmitten eines unbebauten Areals freie Sicht in alle Richtungen. Wir brachen recht spät auf und der Fußmarsch dorthin, der über ein großes bewachsenes Feld führte, dauerte viel länger als gedacht. Ich packte meine Kamera aus, und machte zu Fuß bereits die ersten Fotos der beginnenden partiellen Phase. Zum Glück verwendete ich mein leichtes und tragbares Reiseteleskop 350mm Meade ETX-70 f/5 an einer Canon EOS 300D als Fotoobjektiv. Schon nach dem Essen hatte ich sie einsatzbereit gemacht und in meinen Rucksack gesteckt. So fiel es nicht schwer, aus dem Stand alle paar Sekunden eine Aufnahme anzufertigen. Auch das genaue Fokussieren gelang ganz gut, da ich zuvor mit dem Gerät wochenlang zahlreiche Sonnen- und Mondfotos gemacht hatte.

    Auf dem Hügel hatten sich bereits so viele Menschen versammelt, dass ich kaum Platz für mein Fotostativ fand. Ich beschloss, mich auf einer großen benachbarten Wiese niederzulassen, auf der meine Freunde mittlerweile mit dem Mietauto angekommen waren. Von dort aus konnte ich die fortschreitende Bedeckung der Sonne bequem im Sitzen dokumentieren.

    Der Himmel war fast wolkenlos und der Kernschattens kündigte seine Ankuft mit einer Verdunkelung des Südwest-Horizonts an. Er raste auf unseren Beobachtungsort von Afrika kommend über das Mittelmeer zu. Wenige Sekunden bevor die Sonne komplett vom Mond bedeckt war, erkannte ich auf dem weißen Lack meines Mietautos auffällig kontrastreiche parallele Schatten umherschwirren. Ich erschrak für einen Moment, bis ich begriff, dass die Zeit der fliegenden Schatten gekommen war. Zum erstem Mal wurde ich Zeuge dieses paralysierenden Moments. In der Ferne leuchteten die Berge des Taurus-Gebirges plötzlich in orangenem Licht.

    Mit dem Diamantring-Effekt verschwand das letzte direkte Sonnenlicht und während der Totalität prangte über uns am Himmel ringsum die Mondsilhouette eine eindrucksvolle und helle Korona. Ich glaubte, ein gewaltiges Auge am Himmel zu erkennen. Die vielen Menschen auf der Wiese jubelten, kreischten und klatschten. In der Umgebung feuerten die Bewohner Silvester-Raketen in den Himmel. Ich saß die gesamte Zeit hindurch hinter meiner Kamera und fertigte so viele Einzelbilder unterschiedlicher Belichtungszeit wie möglich an. Hin und wieder blickte ich durch mein Fernglas hinauf in die Korona oder bestaunte den farbenprächtigen Dämmerungshimmel um mich herum. Die Sonnenkorona beobachtete ich im Wechsel mit dem bloßen Auge und durch das Sucherokular meiner Kamera.

    Ich konnte problemlos meine Foto-Sequenz abarbeiten, doch der ständige Wechsel der Belichtungszeiten nahm viel von meiner Konzentration in Anspruch. Letztlich wurde ich permanent von der eigentlichen Beobachtung abgelenkt. Ich beschloss, bei meiner nächsten Sonnenfinsternis-Beobachtung eine Belichtungsautomatik und vielleicht auch eine schnellere Kamera zu verwenden, um mehr Einzelbilder höherer Qualität generieren zu können und um selbst mehr Zeit zu haben, die Finsterniseffekte zu genießen.

    Aus dem Foto- und Videomaterial, dass wir an diesem Tag gewinnen konnten, fertigte ich mit Adobe Flash eine DVD-Dokumentation an, die in diesem Video zu sehen ist.

    Datum: 29. März 2006
    Autor: © Christoph Rollwagen
    Kameras: Canon EOS 300D, Sony DSC-P8, Sony MVC-CD200
    Ort: Side, Türkei

  • 3. Oktober 2005
    🇪🇸 - Ringförmige Sonnenfinsternis in Madrid  (mehr…)

    Am 3. Oktober 2005 konnte in Spanien und anderen Regionen eine nicht ungewöhnliche aber dennoch besondere Form einer Sonnenfinsternis beobachtet werden, bei der die Mondsilhouette die Sonnenscheibe zentral überquert aber nicht vollständig verfinstert. Wenn die Spitze des kegelförmigen Kernschattens des Mondes die Oberfläche der Erde nicht erreicht, weil der Abstand zwischen Mond und Erde zu groß ist, kann in einem begrenzten Gebiet am Boden darunter eine ringförmige Verfinsterung betrachtet werden. Der Mond erscheint an einem solchen Tag ein wenig kleiner als die Sonne und kann sie daher nicht gänzlich abdecken. In der Mitte der Finsterns erkennt man dann mehrere Minuten lang ringsum die Mondsilhouette herum einen hellen Ring aus Sonnenlicht.

    Anfang Oktober 2005 flog ich für mehrere Tage nach Madrid, denn die Zentrallinie der Sichtbarkeitszone sollte quer durch die Hauptstadt Spaniens verlaufen. Am Morgen des Finsternistages begab ich mich in den Parque del Retriro und suchte mir einen günstigen Beobachtungsort. Dort traf ich einige Personen, die ebenfalls aus anderen europäischen Ländern angereist waren, um das Ereignis an diesem Ort live mitzuerleben und zu dokumentieren. Auf einer kleinen Wiese baute ich meine Kamera auf - eine Canon EOS 300D mit einem leichten 350mm Meade ETX-70 f/5 Refraktor als Objektiv auf einem gewöhnlichen Fotostativ. Alle paar Sekunden löste ich manuell ein Foto der partiell verfinsterten Sonne aus und führte die Kamera durch regelmäßige Korrekturen der Blickrichtung manuell nach. Während der zentralen Phase erhöhte ich die Bildfrequenz und erstellte hinterher aus den gewonnenen Einzelbildern diese Zeitraffer-Animation. Während der Kontaktzeiten machte ich so viele Fotos wie möglich. Aus diesen Aufnahmen konnte ich ein Mondrandprofil erstellen, das dem von der NASA bereitgestellten Modell recht ähnlich sieht.

    Zum Glück nahm ich mir auch Zeit, die Landschaft in der Umgebung zu betrachten. Um mich herum waren junge Bäume angepflanzt worden, in deren Schattenwurf unählige herumschwirrende Lichtringe auf den Boden projiziert wurden. Das stark verminderte Sonnenlicht ließ die Umgebung in einem fahlen und farblosen, künstlich wirkenden Licht erscheinen.

    Nach der Finsternis besuchte ich das nahegelegene Observatium und lernte junge Leute aus den Niederlanden kennen. Den sonnigen Nachmittag verbrachten wir im Park, in dem ein Gauner versuchte, mir meine Kamera samt Speicherkarte mit allen Finsternisfotos zu stehlen. Zum Glück bemerkte jemand aus unserer Gruppe den Versuch sofort und entriss dem Langfinger seine Beute.

    Datum: 3. Oktober 2005
    Copyright: © Christoph Rollwagen
    Kamera: Canon EOS 300D
    Objektiv: 350mm Meade ETX-70 f/5 + Baader AstroSolar Sonnenfilter-Folie ND=3,8
    Ort: Madrid, Spanien

  • 8. Juni 2004
    🇩🇪 - Venustransit 2004 bei Calbe (Saale)  (mehr…)

    Am 8. Juni 2004 fand der erste von zwei Durchgängen des Planeten Venus vor der Sonne im 21. Jahrhundert statt. Um der Wolkendecke zu entkommen, die am frühen Morgen den Himmel bedeckte, entschied ich, mit dem Auto von Brandenburg an der Havel aus über die Autobahnen 2 und 14 in Richtung Südwesten aufzubrechen. Während der Fahrt hatte der Transit bereits begonnen. Ich fuhr etwa 130 km bis ich dem Wolkenfeld entkommen war und endete um etwa 9 Uhr in einem kleinen Dorf in der Nähe von Calbe (Saale). Von dort aus konnte ich mit meiner bescheidenen Ausrüstung die letzten zwei Drittel des Jahrhundertereignisses bei blauem Himmel beobachten.

    Zur visuellen Beobachtung verwendete ich ein 1000mm-Spiegelteleskop und machte hin und wieder Aufnahmen der Planetensilhouette mit vorgehaltener Digitalkamera am Okular. Zur Mitte des Transits um kurz vor 10.30 Uhr projizierte ich das Bild der Sonnenscheibe auf einen improvisierten Schirm, um die gesamte Sonnenscheibe abbilden zu können. Gegen 13 Uhr berührte die Venussilhouette den Sonnenrand und verschwand in der darauffolgenden halben Stunde nach und nach. Von den eigentlichen Kontakten habe ich keine Aufnahmen anfertigen können, da ich diese Momente visuell beobachtet habe.

    Auf der gemütlichen Heimfahrt hielt ich an einem Supermarkt in Dessau und bemerkte, dass viele Leute mich anstarrten. Nach mehr als 4 Stunden in der prallen Sonne hatte ich mir einen heftigen Sonnenbrand eingefangen - mein Gesicht war knallrot.

    Datum: 8. Juni 2004
    Autor: © Christoph Rollwagen
    Kamera: Sony Mavica CD200
    Objektiv: 1000mm Bresser Mizar Newton-Reflektor f/8
    Ort: Schwarz bei Calbe (Saale)